Und ewig ruft die Gießkanne? - NABU Hessen gibt Tipps zum wassersparenden Gärtnern

Wetzlar – Über Hessen brütet die Hitze und nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch die Pflanzenwelt sehnt sich nach Wasser. Experten rechnen über den gesamten Sommer hinweg mit zu hohen Temperaturen und warnen vor extremer Trockenheit. „Wer einen Garten hat weiß, dass man da schnell beim Gießen an Grenzen stößt und zum Teil große Mengen Wasser nötig sind, um die Gartenpflanzen zu erhalten. Kein Wunder also, dass Wasser auch bei uns in Zukunft immer wieder knapp werden wird. Daher ist es umso sinnvoller sparsam mit dieser wertvollen Ressource umzugehen. Wenn man im Garten ein paar Grundregeln beherzigt, ist der sinnvolle Umgang mit Wasser aber auch kein Hexenwerk“, weiß Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

 

Alles beginnt mit einem guten Plan

Wer seinen Garten fit für die neuen klimatischen Herausforderungen machen möchte, sollte zunächst einmal prüfen welche Bedingungen dort herrschen und ein paar einfache Grundregeln beachten: „Pflanzen gedeihen nur dort gut, wo die Bedingungen zu ihren Ansprüchen passen. Wer auf Teufel komm raus Pflanzen mit hohem Wasserbedarf in trockenen Gegenden anbauen möchte, der programmiert sich schon einen hohen Wasserbedarf und Gartenfrust statt Gartenlust“, weiß Gerhard Eppler. Zudem bieten heimische Pflanzenarten im Gegensatz zu Exoten der Tierwelt auch Nahrung und Lebensraum und erhöhen so die Artenvielfalt im Garten. Ein leicht welliges Profil mit Hügeln und Senken schützt optimal vor Austrocknung und Überschwemmung. Die Hügel leiten das Wasser in die Senken, so kann es sich dort sammeln und langsam versickern. Sie halten auch Wind ab und verhindern so das Austrocknen der Pflanzen. Wichtig im Garten sind Hecken und Sträucher. Sie halten Wind ab, schützen vor Verdunstung und erhalten die Bodenfeuchte. Niederschläge werden abgefangen und Taubildung erhöht. Auch den Rasenmäher sollte man getrost auch mal längere Zeit stehen lassen. Kurz geschorene Rasenflächen trocknen schnell aus, darf das Gras etwas länger werden, dann beschattet der Rasen sich selbst und braucht weniger Wasser. „Idealerweise mäht man nur die Bereiche des Gartens regelmäßig, die man auch häufig nutzt. An den Randbereichen kann man den Rasen auch gerne etwas länger wachsen lassen und nur selten mähen. Dafür wird man schnell mit tollen Blühpflanzen und Tierbeobachtungen belohnt“, empfiehlt Eppler.

 

Das 1x1 des Gießens

Gärten sind künstliche Lebensgemeinschaften, die in Trockenphasen nicht ohne Bewässerung auskommen. Wer ein paar Tipps beachtet, kann aber den Wasserverbrauch möglichst geringhalten.

  • Der richtige Zeitpunkt: Wenn die Sonne brennt, verbrauchen die Pflanzen viel Wasser. Sie darum auch zu dieser Zeit zu gießen, ist aber grundfalsch. Denn gerade dann verdunstet das Wasser, bevor es die Wurzeln im Boden erreichen kann. Idealerweise sollte man morgens gießen, damit Schnecken und Pilze fernbleiben. Alternativ kann auch in den Abendstunden gegossen werden. Wer häufig gießt tut seinen Pflanzen übrigens keinen Gefallen: Lieber seltener und dafür ausgiebig wässern, das regt ein starkes Wurzelwachstum in tiefere Schichten an und hilft den Pflanzen das Wasser besser aufzunehmen.
  • Der richtige Ort: Die Pflanzen großflächig mit einem Sprenger zu beregnen führt zu hohen Verlusten durch Verdunstung. Besser gründlich direkt im Wurzelbereich der Pflanzen gießen. Bei besonders durstigen Pflanzen kann man dazu gut einen kleinen Blumentopf nahe der Wurzeln in den Boden eingraben und als Trichter nutzen.
  • Bedarfsgerecht gießen: Nicht jede Pflanze braucht permanent Wasser. Manche können gut einige Zeit darauf verzichten. So brauchen junge Keimlinge eher Wasser als alte mehrjährige Pflanzen mit tiefen Wurzeln. Pflanzen mit großer Blattmasse verdunsten mehr Wasser und haben einen höheren Bedarf.
  • Offenen Boden vermeiden: Mulch verhindert nicht nur wirksam das Wachstum von unerwünschten Konkurrenzpflanzen, sondern hemmt auch die Verdunstung von Wasser aus dem Boden. Das gemulchte Beet trocknet also nicht so schnell aus, wie das wohlgejätete im rechtwinkligen Hausgarten. Zusätzlich unterstützt das Mulchmaterial den Humusaufbau und so einen gesunden Boden, der Wasser besser aufnehmen und halten kann.

 

Bewässern ja, aber womit?

Wasser ist unser kostbarstes Gut - besonders im Sommer und die vergangenen Sommer haben uns gezeigt, wie schnell es vielerorts knapp werden kann. „Wir müssen bei unserem Wasserverbrauch dringend umdenken, denn durch den Klimawandel erleben wir häufiger extreme Trockenphasen und Starkregenereignisse, bei denen der Boden das Wasser gar nicht schnell genug aufnehmen kann. Eine großzügige Gartenbewässerung mit Trinkwasser ist da nicht mehr zu verantworten“, mahnt der Landesvorsitzende.

Die beste Gartenbewässerung ist immer noch die mit Regenwasser. Es ist kalkarm und hat den pH-Wert, den Pflanzen lieben. Zudem kommt es kostenlos vom Himmel. Regenwasser ist also ideal zum Bewässern des Gartens oder Balkons. Um das Wasser zu sammeln, kann es leicht in einer Regentonne, die am Regenfallrohr angebracht wird, aufgefangen werden. Ein Hahn an der Tonne erleichtert das Entnehmen. Aber auch andere Gefäße eignen sich zum Auffangen des Regenwassers. Wer viel Wasser benötigt, kann auch eine Zisterne in den Boden eingraben. Generell gilt: Gefäße, Regentonnen oder Teiche dürfen nicht zur Falle für Tiere werden. Für Insekten und andere Tiere bietet sich ein großer Stein oder ein Ast an, den man in die Mitte legt. Er bietet durstigen Krabblern eine Ausstiegsmöglichkeit. Das Gefäß muss außerdem unbedingt kindersicher sein!

Weiteres Regenwasser sollte man über unversiegelte Flächen versickern lassen, denn Gartenböden müssen keine schweren Lasten tragen und können daher auch unbefestigt sein. So gelangt Regenwasser zurück ins Grundwasser und kann dieses erneuern. Auch Hochwasser können besser versickern. Nebenbei lässt sich auch noch bares Geld sparen, denn man muss das Regenwasser nicht über das städtische Abwassersystem ableiten. Diese Sickerbeete können zudem große Hitze abmildern, denn sie produzieren Kühle durch Verdunstung. Es lohnt sich also die versiegelten Flächen auf dem eigenen Grundstück kritisch zu hinterfragen und dem Wasser wieder mehr Raum zu geben.

Wer noch mehr Wasser benötigt oder keine Möglichkeit hat Regenwasser zu sammeln, der kann übrigens auch im Haushalt viel Gießwasser generieren: Wasser, das zum Waschen von unbelastetem Salat, Obst oder Gemüse verwendet wurde kann aufgefangen und genutzt werden. Ebenso Getränkereste von Tee oder Säften, die eine gleichzeitige Düngung darstellen können. Wer Nudeln oder Kartoffeln ohne Salz kocht, kann auch das abgekühlte Kochwasser gut nutzen. Das Restwasser aus dem Trinknapf der Haustiere freut noch die Zierpflanzen. „Wer beim Wasserverbrauch zuhause mitdenkt, findet schnell viel ungenutztes Wasser, das den Pflanzen in Garten und Balkon noch zu Gute kommen kann. Für den Abfluss ist es jedenfalls viel zu schade“, rät Gerhard Eppler.

 

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